Ob biestiger Kleinwagen mit DIY-Garagen-Umbau oder professioneller Clubsport-Racer mit FIA-Zelle von Raeder und Co – ab wann reden wir von einem Tracktool?
Aktuell befindet sich Motorsport-Deutschland zu großen Teilen in einem tiefen Winterschlaf. Doch wenn im Frühjahr die ersten Sonnenstrahlen auf die Straße locken und die ersten Saisonkennzeichen wieder gültig werden, sieht man sie in Scharen zu den Rennstrecken in die Eifel, nach Hockenheim oder Oschersleben tingeln: die Tracktools. Doch was macht ein solches Fahrzeug aus? Die Antwort darauf ist – wie in Sachen Motorsport so oft – gar nicht so einfach zu finden.
Brechen wir den Anglizismus doch erstmal auf seinen Wortsinn herunter: „Tracktool“ bedeutet direkt übersetzt „Rennstrecken-Werkzeug“. Und das ist wohl – wenn auch etwas sperrig – die beste Erklärung zur Herkunft dieser sehr speziellen Fahrzeuggattung. Der typische Nutzungszweck für ein Tracktool ist also die Rennstrecke, die an ein Auto ja ganz besondere Ansprüche stellt. Größtenteils unterscheiden sich diese Ansprüche erheblich von denen des normalen Straßenverkehrs, wo es dem Ottonormalverbraucher ja eher auf Komfort, niedrige Kosten und individuelle Mobilität ankommt als auf pure Performance.
Zu den häufigsten Modifikationen an einem Tracktool gehören diverse Bereiche. Wer günstig Gewicht sparen und damit Rundenzeiten senken will, räumt das Fahrzeug meist erstmal gründlich aus. Hutablage, Rückbank, Teppiche und Innenverkleidungen fliegen da gerne mal in den Container. Schließlich profitiert nicht nur das Rennsport-Flair im Auto von dieser Maßnahme, auch Reifen, Bremsen und Fahrwerk leiden weniger unter der Tortur auf der Rennstrecke, wenn sie weniger Gewicht tragen müssen. Und: Mit einem niedrigen Leergewicht lässt sich auch eine geringere Motorleistung ausgleichen.
Wer einen Schritt weitergehen möchte, kann nun an verschiedenen Punkten ansetzen. Häufig wird im Fahrwerks-Bereich eine der ersten Änderungen vorgenommen. Ob es nun lediglich härtere Federn oder gleich ein teures Gewindefahrwerk mit Ausgleichsbehältern werden – das ist je nach Basisfahrzeug und Geldbeutel unterschiedlich. Auch die Räder- und Reifenwahl auf einem Tracktool ist deutlich performanceorientierter als auf dem Alltagswagen. UHPs („Ultra High Performance“-Reifen) oder gleich Semislicks verbessern die Bodenhaftung auf trockener Strecke enorm, sollten aber im Nassen mit Vorsicht genossen werden. Leichtere Felgen verbessern das Fahrverhalten und machen das Auto auch längsdynamisch schneller – Stichwort: Trägheit der Masse.
Neben Fahrwerk und Reifen sind die Bremsen das dritte grundlegende Kapitel beim Thema „Tracktool“. Zwar sind viele moderne Performance-Fahrzeuge von der Marketingseite her auf die Rennstrecke getrimmt, besonders bei der Bremsleistung hapert es aber spätestens nach ein paar flotten Runden. Hier schaffen bessere Beläge, eine zusätzliche Belüftung, Stahlflex-Leitungen sowie eine Bremsflüssigkeit mit höherem Siedepunkt Abhilfe. Wer will, kann natürlich auch gleich die ganze Anlage upgraden.
Wer Reifen, Fahrwerk und Bremse nun auf einen rennstreckentauglichen Stand gebracht hat, kann meist zwar schon deutlich schnellere und konstantere Rundenzeiten drehen, nennt aber dennoch ein größtenteils alltagstaugliches Fahrzeug sein eigen. Wer weitergehen möchte, bewegt sich in großen Schritten auf ein straßenzugelassenes Rennfahrzeug zu. Ein Überrollbügel oder Käfig, Schalensitze und Hosenträgergurte erhöhen die Sicherheit, schränken die tägliche Nutzung aber enorm ein. Außerdem wird es immer komplizierter, solche tiefgreifenden Modifikationen legal zu bekommen. Schon so mancher Tracktool-Besitzer musste sich an dieser Stelle entscheiden. Die meisten ziehen es an dieser Stelle allerdings vor, auf möglichst vielen Trackdays teilnehmen zu können und das geht nun mal nur mit Straßenzugelassenen-Tracktools.
Fassen wir also zusammen: Wer sein Auto dahingehend modifiziert, dass es sich auf der Rennstrecke schneller, sicherer und haltbarer bewegen lässt, ist grundsätzlich stolzer Besitzer eines Tracktools. Ob es sich dabei nun um einen Renault Clio oder einen Porsche GT3 RS handelt, der Wagen noch straßenzugelassen ist der nicht, ist egal. Wichtiger als die Art des Fahrzeugs oder dessen Zulassung sollte sein, dass das Auto in einem guten Zustand ist, keine Flüssigkeiten auf der Rennstrecke verteilt und der Fahrer sicher sowie mit Verstand unterwegs ist. Dann steht einem tollen Rennstrecken-Sommer nichts mehr im Wege. Und jetzt ab zum Schrauben in die Garage! Hop hop!